Auf der Bühne hängt eine knallrote Korsage. Sie ist von hinten beleuchtet. Davor steht eine riesige rote Chilischote aus Plastik. Und auf einem Stuhl sitzt ein etwa vierzigjähriger Mann in Schlafanzug und Bademantel. Auf diese Bild passt eigentlich nur ein Wort: Rotlicht. Und das ist durchaus gewollt so. Die Inszenierung ist nämlich für das "Hot Concerto – heiße Musik mit noch heißeren Texten", das Teil der Weingartner Musiktage für junge Musiker ist. 2010 konnten die Weingartner Musiktage ihr dreißigjähriges Bestehen feiern. Viele der Bewohner der Gemeinde helfen in jedem Jahr freiwillig mit, damit das Festival zustande kommt. Sie engagieren sich im Verein Weingartner Musiktage junger Künstler. "Ich habe gespürt, hier passiert was", erzählt Brunhilde Krumes mit glänzenden Augen. Sie ist schon seit Jahren Mitglied des Vereins und hat das Amt der Schatzmeisterin inne. Die Mitglieder des Vereins haben die unterschiedlichsten Hintergründe. Sie sind Pharmazeuten, Musiker, Lehrer und in der Kirche tätig. "Ich finds einfach toll, dass auch Leute, die so Musik normalerweise nicht hören, hier die Chance bekommen solche Konzerte zu besuchen", schwärmt ein anderes Mitglied. Etwas Neues, Besonderes möchte der Verein bieten. So gibt es Konzerte in Gewächshäusern und bei Autohändlern. Und Tabus werden gebrochen, wie beim Hot Concerto. Aber eine Veranstaltung darf in keinem Jahr fehlen: die Preisverleihung des Sparda Classic Awards. Der Preis der Musiktage wird an Musikstudierende verliehen, deren Instrument sonst eher selten Preise gewinnt. 2009 war es die Bratsche, 2010 die Oboe. Die Weingartner sind mächtig stolz auf ihr Musikfestival. Denn sonst findet man Kultur eher in Großstädten, wo die großen Konzerthäuser sind. Weingarten hat nicht einmal 10 000 Einwohner – und ein jährlich stattfindendes Musikfestival.